Vor allem für die Österreicher, die da ja nicht unbedingt auf dem Stand sein müssen, hier kurz zusammengefasst: Im Februar finden in Deutschland die vorgezogenen Bundestagswahlen statt, voraussichtlich am 23. Die sind notwendig geworden, weil sich die sogenannte Ampel-Regierung (SPD, Grüne, FDP), sagen wir mal, aufgelöst hat. Die Koalition hatte eh nie so wirklich funktioniert, was eine Menge offensichtlich auch mit externen Faktoren (Ukraine) zu hat. Und mindestens das letzte Jahr war das alles nur noch ein schleichender Zerfall, das pure Elend, die wahrscheinlich disfunktionalste und unbeliebteste Regierung in der bundesdeutschen Geschichte.
Die Umfragen schauen derzeit so aus, jeweils die Range aller Umfragen aus der Vorweihnachtswoche angegeben:
CDU: 31-36%
SPD: 14-17%
Grüne: 12-14%
FDP: 3-5%
Linke: 3-4%
AfD: 17-19,5%
BSW: 5-8%
Sonstige: 5-9%
Da ist erstens jeweils in den Zahlen z.T. eine Menge Spiel, zweitens vermute ich, dass auch im Wahlkampf noch ein bisschen was passieren kann. Klassischerweise hat sich in Deutschland im Wahlkampf lange nicht mehr allzuviel bewegt, ein paar wenige Prozentpunkte, aber sehr viel mehr war über Jahrzehnte nicht drin. Das hat sich in den modernen Zeiten, in denen Wählerbindungen viel fragiler geworden sind oder sich ganz aufgelöst haben, deutlich geändert. Beim letzten mal z.B. hat die SPD in den letzten 3-4 Monaten ca. 10% aufgeholt und ist knapp vor der CDU gelandet, was in Deutschland ziemlich selten vorkommt.
Auch in diesem Jahr sind da sicher noch Bewegungen möglich. Bis jetzt haben sich die Leute nicht ernsthaft mit den Wahlen beschäftigt, die Kampagnen sind noch nicht angelaufen, die denkbaren Regierungskonstellationen noch nicht durchdacht usw. Am Ende wird es den Zahlen nach auf eine CDU-geführte Regierung hinauslaufen, aber nichtmal das ist ganz sicher. Weil AfD und BSW nicht regierungs/bündnisfähig sind und es für CDU und FDP zusammen nicht reichen wird, sind die einzigen plausiblen Regierungsoptionen CDU/SPD oder CDU und Grüne – falls das jeweils nicht reichen sollte, dann sogar als Dreierbündnis.
Jetzt meine Wette: 22Bet bietet ein paar over/under-Wetten an. Davon nehme ich: Grüne über 12,5%, Quote 1,833, 4 Einheiten.
Je nach Verlauf lege ich sicher nochmal nach, aber für den Start scheint mir das angemessen.
Dafür gibt es (mindestens) zwei Gründe. Erstens, sehen die Zahlen die Grünen immer bei mindestens 10%, aber das ist schon die absolute Untergrenze, sie landen meistens bei ca. 13-14%, im Verlauf der letzten drei Jahre aber z.T. deutlich höher. Ich denke das (theoretische) Potential liegt bei 20-22%. Zweitens und viel wichtiger: ich glaube, das Habeck mit Abstand der stärkste Spitzenkandidat im Feld ist. Habeck ist charismatisch, vertritt einen ausgleichenden Politikstil und ist in der Lage, verständlich und nachvollziehbar zu argumentieren – er ist sicher eins der größten Talente in der politischen Kommunikation (neben Lindner meiner Meinung nach).
Schon 2021 war das so eine Art Schrottwichteln und das ist es dieses Jahr wieder:
Merz: unsympathisch, sehr konventioneller CDUler, auch in der eigenen Partei nicht ganz unumstritten. Sicher ein gewisses Plus im Vergleich zu Laschet vor drei Jahren, aber so ein richtiger Gewinnertyp ist der nicht. Am Ende wird die CDU meiner Meinung nach auch Federn lassen, weil die SPD das sicher als einen Gegensatz sozial vs. unsozial konzipieren wird.
Scholz: wurde gewählt, weil er beim großen Schrottwichteln irgendwie als seriösester Kandidat rüberkam, irgendwie als kleinstes Übel. Hat dann aber durchgehend enttäuscht, wenig Führungsstärke gezeigt, war teilweise vollkommen abgetaucht. Wie gesagt, die SPD wird jetzt versuchen einen Wahlkampf zu machen, in dem Scholz als im Vergleich zu Merz der sozialere und seriösere, weil beherrschtere Kandidat gemalt wird. Ich glaube auch daran, dass die SPD noch ein bisschen nach oben geht, aber prinzipiell ist Scholz als Kandidat vermutlich verbrannt, da geht es im Wesentlichen um Schadensbegrenzung.
Lindner: wie gesagt, sicher ein großes rhetorisches Talent, aber die FDP ist angesichts des Festhaltens an der Schuldengrenze (glaubt in dieser Form kein Ökonom mehr dran) und der D-Day-Affäre wohl auf ihre Kernwählerschaft begrenzt. Wo genau die liegt, ob es für den Einzug in den Bundestag reicht, wird spannend.
Weidel und Wagenknecht: erwähne ich mal nur, damit mir niemand vorwerfen kann, ich hätte es nicht getan. Wie gesagt, mit der Regierungsbildung werden die nichts zu tun haben. Bei Wegenknecht gilt sicher, wenn jemand das BSW wählt, dann wegen ihr. Bei Weidel gilt sicher, wenn jemand die AfD wählt, dann vermutlich nicht, weil er/sie die Weidel so toll findet …
In diesem Feld an Spitzenkandidaten/innen ist Habeck meiner Meinung nach der mit Abstand stärkste.
Die Gefahr bei Habeck liegt zum einen darin, dass man ihn leicht zu einer Art Luftikus, einem abgehobenen, wolkigen Spinner stempeln kann, er hat so einen gewissen Hang zu etwas strangen Sprachbildern. Zum anderen darin, dass in seiner Zeit als Wirtschaftsminister die deutsche Wirtschaft schlichtweg nicht gut gelaufen ist. Wenn die anderen Parteien es schaffen, das ihm als Wirtschaftsminister umzuhängen, wird es schwer für die Grünen. Ich glaube allerdings daran, dass Habeck in der Kommunikation gut genug ist, das auszuhebeln (und, meine Meiunung, es gibt sehr handfeste strukturelle Gründe, die ganz bestimmt nicht Habeck zu verantworten hat). Tatsächlich sehe ich die Grünen perspektivisch eher im Bereich um die 17%, aber da ist es derzeit noch viel zu früh, das seriös zu beurteilen.
So oder so, das wird auf jeden Fall in vielerlei Hinsicht ein interessanter Wahlkampf.
Die Umfragen schauen derzeit so aus, jeweils die Range aller Umfragen aus der Vorweihnachtswoche angegeben:
CDU: 31-36%
SPD: 14-17%
Grüne: 12-14%
FDP: 3-5%
Linke: 3-4%
AfD: 17-19,5%
BSW: 5-8%
Sonstige: 5-9%
Da ist erstens jeweils in den Zahlen z.T. eine Menge Spiel, zweitens vermute ich, dass auch im Wahlkampf noch ein bisschen was passieren kann. Klassischerweise hat sich in Deutschland im Wahlkampf lange nicht mehr allzuviel bewegt, ein paar wenige Prozentpunkte, aber sehr viel mehr war über Jahrzehnte nicht drin. Das hat sich in den modernen Zeiten, in denen Wählerbindungen viel fragiler geworden sind oder sich ganz aufgelöst haben, deutlich geändert. Beim letzten mal z.B. hat die SPD in den letzten 3-4 Monaten ca. 10% aufgeholt und ist knapp vor der CDU gelandet, was in Deutschland ziemlich selten vorkommt.
Auch in diesem Jahr sind da sicher noch Bewegungen möglich. Bis jetzt haben sich die Leute nicht ernsthaft mit den Wahlen beschäftigt, die Kampagnen sind noch nicht angelaufen, die denkbaren Regierungskonstellationen noch nicht durchdacht usw. Am Ende wird es den Zahlen nach auf eine CDU-geführte Regierung hinauslaufen, aber nichtmal das ist ganz sicher. Weil AfD und BSW nicht regierungs/bündnisfähig sind und es für CDU und FDP zusammen nicht reichen wird, sind die einzigen plausiblen Regierungsoptionen CDU/SPD oder CDU und Grüne – falls das jeweils nicht reichen sollte, dann sogar als Dreierbündnis.
Jetzt meine Wette: 22Bet bietet ein paar over/under-Wetten an. Davon nehme ich: Grüne über 12,5%, Quote 1,833, 4 Einheiten.
Je nach Verlauf lege ich sicher nochmal nach, aber für den Start scheint mir das angemessen.
Dafür gibt es (mindestens) zwei Gründe. Erstens, sehen die Zahlen die Grünen immer bei mindestens 10%, aber das ist schon die absolute Untergrenze, sie landen meistens bei ca. 13-14%, im Verlauf der letzten drei Jahre aber z.T. deutlich höher. Ich denke das (theoretische) Potential liegt bei 20-22%. Zweitens und viel wichtiger: ich glaube, das Habeck mit Abstand der stärkste Spitzenkandidat im Feld ist. Habeck ist charismatisch, vertritt einen ausgleichenden Politikstil und ist in der Lage, verständlich und nachvollziehbar zu argumentieren – er ist sicher eins der größten Talente in der politischen Kommunikation (neben Lindner meiner Meinung nach).
Schon 2021 war das so eine Art Schrottwichteln und das ist es dieses Jahr wieder:
Merz: unsympathisch, sehr konventioneller CDUler, auch in der eigenen Partei nicht ganz unumstritten. Sicher ein gewisses Plus im Vergleich zu Laschet vor drei Jahren, aber so ein richtiger Gewinnertyp ist der nicht. Am Ende wird die CDU meiner Meinung nach auch Federn lassen, weil die SPD das sicher als einen Gegensatz sozial vs. unsozial konzipieren wird.
Scholz: wurde gewählt, weil er beim großen Schrottwichteln irgendwie als seriösester Kandidat rüberkam, irgendwie als kleinstes Übel. Hat dann aber durchgehend enttäuscht, wenig Führungsstärke gezeigt, war teilweise vollkommen abgetaucht. Wie gesagt, die SPD wird jetzt versuchen einen Wahlkampf zu machen, in dem Scholz als im Vergleich zu Merz der sozialere und seriösere, weil beherrschtere Kandidat gemalt wird. Ich glaube auch daran, dass die SPD noch ein bisschen nach oben geht, aber prinzipiell ist Scholz als Kandidat vermutlich verbrannt, da geht es im Wesentlichen um Schadensbegrenzung.
Lindner: wie gesagt, sicher ein großes rhetorisches Talent, aber die FDP ist angesichts des Festhaltens an der Schuldengrenze (glaubt in dieser Form kein Ökonom mehr dran) und der D-Day-Affäre wohl auf ihre Kernwählerschaft begrenzt. Wo genau die liegt, ob es für den Einzug in den Bundestag reicht, wird spannend.
Weidel und Wagenknecht: erwähne ich mal nur, damit mir niemand vorwerfen kann, ich hätte es nicht getan. Wie gesagt, mit der Regierungsbildung werden die nichts zu tun haben. Bei Wegenknecht gilt sicher, wenn jemand das BSW wählt, dann wegen ihr. Bei Weidel gilt sicher, wenn jemand die AfD wählt, dann vermutlich nicht, weil er/sie die Weidel so toll findet …
In diesem Feld an Spitzenkandidaten/innen ist Habeck meiner Meinung nach der mit Abstand stärkste.
Die Gefahr bei Habeck liegt zum einen darin, dass man ihn leicht zu einer Art Luftikus, einem abgehobenen, wolkigen Spinner stempeln kann, er hat so einen gewissen Hang zu etwas strangen Sprachbildern. Zum anderen darin, dass in seiner Zeit als Wirtschaftsminister die deutsche Wirtschaft schlichtweg nicht gut gelaufen ist. Wenn die anderen Parteien es schaffen, das ihm als Wirtschaftsminister umzuhängen, wird es schwer für die Grünen. Ich glaube allerdings daran, dass Habeck in der Kommunikation gut genug ist, das auszuhebeln (und, meine Meiunung, es gibt sehr handfeste strukturelle Gründe, die ganz bestimmt nicht Habeck zu verantworten hat). Tatsächlich sehe ich die Grünen perspektivisch eher im Bereich um die 17%, aber da ist es derzeit noch viel zu früh, das seriös zu beurteilen.
So oder so, das wird auf jeden Fall in vielerlei Hinsicht ein interessanter Wahlkampf.
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